Bad Radkersburg und Umgebung lebenswert gestalten 6

Bad Radkersburg und Umgebung lebenswert gestalten

Niklas Sieger,

Schülerinnen und Schüler des BORG Bad Radkersburg beschäftigten sich im Rahmen des Projekts „Provinz Denken.Bauen.Leben“ der FH JOANNEUM bildlich mit der Frage, wie man Bad Radkersburg und Umgebung lebenswerter gestalten kann. Am 7. Juni 2019 fand die Präsentation und Diskussion der Fotos im BORG Bad Radkersburg statt.

Ruhige Idylle vs. langweilige Einöde. Viele Rückzugsmöglichkeiten vs. wenige Unterhaltungsangebote. Angenehme Abgeschiedenheit vs. unangenehme Einsamkeit. Die Vorteile, welche das Leben in dörflichen Strukturen am Land bietet, können sich gleichzeitig auch als Nachteile erweisen – je nachdem, welche Aspekte des Lebens man bevorzugt. Doch wie können ländliche Regionen lebenswerter gestaltet werden? Was braucht es, um sie für Bürgerinnen und Bürger sowie Touristinnen und Touristen attraktiver zu machen? Mit diesen Fragen setzt sich das Projekt „Provinz Denken.Bauen.Leben“ der FH JOANNEUM auseinander und holte zunächst einmal die Gedanken von jenen ein, die es als junge Einheimische ebenso betrifft: die Schülerinnen und Schüler des BORG Bad Radkersburg. Tim Lüking und Ulrike Seebacher, Lehrende an der FH JOANNEUM, sowie Hartmut Derler, wissenschaftlicher Mitarbeiter, diskutierten mit den Schülerinnen und Schülern am 7. Juni 2019 im BORG Bad Radkersburg anhand der von ihnen angefertigten Fotos.

Zur Bildung in die Stadt, zur Familiengründung zurück auf’s Land

Für viele Schülerinnen und Schüler sei es wichtig, die Kultur aufrecht zu erhalten, etwa die Altstadt von Bad Radkersburg. Die Weingegend, die Holzbauten, die Landluft, all das sei für sie untrennbar mit der Südoststeiermark verbunden. Einige Schülerinnen und Schüler würden die Region daher auch vermissen, wenn sie hier nicht mehr leben würden. Die Jugendlichen wünschen sich aber auch eine bessere Anbindung der Dörfer an öffentliche Verkehrsmittel sowie ein Jugendtaxi, außerdem mehr Freizeitangebote und Treffpunkte (Sportstätten, Restaurants, Clubs, Kinos, Lokale), die auf junge Menschen zugeschnitten sind. Das aussterbende Vereinsleben, das viele Dörfer in der Region betrifft, sehen die Schülerinnen und Schüler als problematische Entwicklung. Das Sponsoring sei für viele Vereine eine große Herausforderung, diese würden aber die Möglichkeit bieten, eine Region wie die Südoststeiermark gerade auch unter Jugendlichen zu beleben, da sich Menschen generationenübergreifend und gemeinsam für eine Sache engagieren. Dies könnte auch junge Menschen vermehrt dazu bewegen, am Land zu bleiben. Viele der Schülerinnen und Schüler des BORG Bad Radkersburg zieht es nach ihrem Schulabschluss zur Weiterentwicklung (Studium, Job) hingegen in eine große Stadt. Einige von ihnen möchten zum Zeitpunkt der Familiengründung jedoch wieder zurück auf’s Land, um ihrem Nachwuchs das Aufwachsen in ruhiger Umgebung zu ermöglichen. Sofern man allerdings einen Job findet, was laut Aussage der Schülerinnen und Schüler in ihren anvisierten Berufsfeldern gar nicht so einfach sei. Die Jugendlichen erwarten sich daher von Bad Radkersburg und Umgebung bessere und wohnungsnähere Jobchancen vor allem im IT-Bereich, einen Ausbau der IT- und Datennetze, weiterhin gute Schulen, ein eigenes Ärztezentrum sowie mehr Akzeptanz für die Jugend.

Die Projektbeteiligten der FH JOANNEUM konnten durch diese Diskussionen einen wichtigen Einblick in die Gedanken der Jugendlichen zu ihren Erwartungen an die Zukunft von Bad Radkersburg und Umgebung gewinnen und werden diese in den weiteren Verlauf des Projekts „Provinz Denken.Bauen.Leben“ einfließen lassen. Bis 30. September 2019 sind nun alle Bürgerinnen und Bürger sowie Touristinnen und Touristen von Bad Radkersburg und Umgebung zur Teilnahme an einem Fotowettbewerb eingeladen, dessen Ergebnisse im November 2019 in drei Fokusgruppen diskutiert werden.