Neue Option: FH und Doktorat
Philipp Eder, Mitarbeiter der FH JOANNEUM, befasst sich bei seiner Doktorarbeit mit dem Reifenverhalten – insbesondere bei autonomen Fahrzeugen. (© FH JOANNEUM / Stefan Leitner)

Neue Option: FH und Doktorat

Eva-Maria Kienzl,

An der FH JOANNEUM wissenschaftlich arbeiten und an der TU Graz das Doktoratsstudium absolvieren – das ist seit Kurzem möglich. Philipp Eder ist einer der Ersten, der das macht.

Philipp Eder begann vor zehn Jahren das damalige Diplomstudium „Fahrzeugtechnik / Automotive Engineering“, sammelte Erfahrung in der Wirtschaft bei Audi und absolvierte danach den gleichnamigen Masterstudiengang. Seit 2013 ist er Mitarbeiter des Instituts Fahrzeugtechnik / Automotive Engineering der FH JOANNEUM. Zurzeit lehrt er, setzt Projektarbeiten wie den Ultraleichtbau-Rollstuhl mithilfe von Studierenden um und leitet drei Forschungsprojekte. In einem dieser Projekte, bei dem es um die übertragbare Querkraft zwischen Reifen und Fahrbahn geht, ist auch seine Doktorarbeit thematisch angesiedelt.

Bei autonomen Fahrzeugen wird die Fahrerin beziehungsweise der Fahrer – und damit auch das Gespür für das Reifenverhalten – durch Sensoren, Signalverarbeitungsalgorithmen und Aktoren ersetzt. Die mathematische Beschreibung des Fahrzeugreifens spielt deshalb eine wichtige Rolle, um akkurate Vorhersagen seines Verhaltens in verschiedensten Fahrsituationen treffen zu können und damit die nötige Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Mit einer konkreten Forschungsfrage dazu befasst sich Philipp Eder. Das Besondere: Er schreibt seine Doktorarbeit an der Doctoral School Maschinenbau der TU Graz.

„Ich fühle mich im Hochschulumfeld, das in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaft steht, sehr wohl. Das Doktoratsstudium war für mich der nächste logische Schritt“, begründet Philipp Eder seine Entscheidung. Neben den beiden Hochschulen ist bei Philipp Eders Doktorarbeit mit der AVL List GmbH noch ein dritter Kooperationspartner beteiligt. In Gesprächen mit dem Unternehmen wurde das Thema konkretisiert und auch bei der Suche nach einer Betreuungsperson an der TU Graz konnten die bestehenden Kontakte der AVL List GmbH genützt werden. Sein neues Wissen wird Philipp Eder dann auch wieder in die Lehre integrieren: In zwei neuen Lehrveranstaltungen wird er sein Know-how an die Studierenden der FH JOANNEUM weitergeben.

Die Zusammenarbeit mit einem Unternehmen ist nicht verpflichtend, bringt aber den Vorteil, auf die neueste Technik und zum Teil noch nicht publiziertes Wissen im Unternehmen zurückgreifen zu können. Die wissenschaftliche Betreuung liegt vorrangig bei Professorinnen und Professoren der TU Graz. Auch an der FH JOANNEUM und im Unternehmen hat Philipp Eder erfahrene Ansprechpersonen für seine Fragen.

Doktoratsvereinbarung
„Diese Kooperation ist bahnbrechend für die FH JOANNEUM. Zuvor mussten Doktoratsanwärterinnen und -anwärter die Fachhochschule verlassen, um an einer Universität für ihre Doktorarbeit zu forschen und zu dissertieren. Jetzt können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Doktoratsstudium in technischen Fächern an einer der Doctoral Schools der TU Graz in Kooperation mit der FH JOANNEUM absolvieren und damit an der Fachhochschule bleiben beziehungsweise für Forschungsprojekte angestellt werden“, so Karl Peter Pfeiffer, wissenschaftlicher Geschäftsführer der FH JOANNEUM.

Die Betreuung der Dissertation obliegt einer Betreuungsperson an der TU Graz unterstützt durch Lecturer, Associate oder FH-Professorinnen und -Professoren der FH JOANNEUM. Das Forschungsthema der Dissertation kann dabei teilweise in den bestehenden Forschungsbetrieb der FH JOANNEUM eingebunden werden. Möglich macht dies die im Mai 2017 abgeschlossene Vereinbarung zwischen TU Graz und FH JOANNEUM. Weitere Informationen dazu gibt es hier.