Porträt

Manuela Elser

Mein Auslandsjahr an der Kobe Design University in Japan.

 

Dass einem Englisch nicht immer weiterhilft war das erste, was ich in meinem Jahr in Japan gelernt habe. Natürlich hatte ich davor schon gehört, dass Fremdsprachen in Asien nicht immer und überall gesprochen, aber dennoch unterrichtet werden und da ich ja eigentlich davor begonnen hatte Japanisch zu lernen, dachte ich, es könne nicht so schlimm werden. Dass ich mich geirrt hatte, merkte ich innerhalb der ersten paar Wochen, als es insgesamt drei Leute gab, mit denen ich mich mehr oder minder erfolgreich verständigen konnte. Eine von diesen war zur Hälfte Neuseeländerin und zweisprachig aufgewachsen. In meinen späteren Monaten fiel mir auf, dass viele JapanerInnen zwar Fremdsprachen beherrschen, ihnen aber im Gegensatz zu uns stolzen Europäerinnen und Europäern das Selbstbewusstsein fehlt, dieses bei jedem erdenklichen Anlass auch zu verwenden. Aber das war nach drei Monaten kein Problem mehr. Man gewöhnt sich daran und durch den Mangel an anderen Möglichkeiten lernt man doch recht schnell, die Sprache zu sprechen.

Foto: Hanako Chatani
Mit ihren Freundinnen und Freunden besuchte Manuela Elser das Osaka Schloss.

Nur nicht demotivieren lassen! JapanerInnen sind sehr freundlich und allein der Höflichkeit halber verpflichtet, dem Gestotter so lange zuzuhören, bis man schlussendlich seinen Satz herauskriegt. Trotzdem habe ich zu Beginn schnell Freundinnen und Freunde gefunden und die Erfahrung gemacht, dass sie einem auch bis zum Schluss bleiben. Eine meiner besten japanischen Freundinnen lernte ich kennen, als ich kaum einen Satz Japanisch sprechen konnte und sie kein Wort Englisch. Es war sehr viel skizzieren und beschreiben, was man eigentlich sagen möchte, notwendig, ABER wir haben uns verstanden und sind immer noch in Kontakt!

Foto: Gerhard Elser
In der Einkaufsstraße in Tokio beim „Auslüften“ des Tees.

Zur Universität selbst muss ich sagen, dass diese nicht meins war. Ich habe sehr viel gelernt und möchte das Wissen aus den Lehrveranstaltungen um nichts missen, aber dieser Frontalunterricht, der ständige Respekt gegenüber den Vortragenden während man selbst teilweise keinen bekommt, ist doch sehr anstrengend. Die Vortragenden waren teilweise sehr streng und fordernd und nicht nur einmal habe ich mich überfordert gefühlt und habe zu Hause stundenlang nach zusätzlichen Informationen gesucht. Teilweise lag das vermutlich auch daran, dass ich in Österreich nicht „3D Computer Grafik“ studiere, so wie in Japan, sondern eben „Informationsdesign“. Es ist aber machbar, sofern man bereit ist, unter Umständen auch einmal zu Hause zu strebern, was übrigens von den meisten Studierenden erwartet wird.

Schlussendlich kann ich sagen, ich habe viel gelernt, viele neue Freundinnen und Freunde gefunden, hatte aber natürlich auch einige Probleme, wie ich bereits zuvor erwähnt habe. Ob es das einem wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Für mich hat es sich jedenfalls gelohnt und ich würde diese Entscheidung auf jeden Fall noch einmal treffen und ein Jahr in Japan verbringen. Probleme hat man schließlich überall manchmal.