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Julia Hoffmann verbrachte ein paar Monate in Kopenhagen. (Foto: Julia Hoffmann)

Erasmus+ in Kopenhagen

Mag. Stefanie Weinrauch,

„Architektur“-Absolventin Julia Hoffmann absolvierte von April bis Juli ein Erasmus+ Praktikum im Architekturbüro ADEPT in Kopenhagen. Wir haben sie zum Interview gebeten.

Sie absolvierten von April bis Juli 2023 ein Erasmus+ Praktikum im Architekturbüro ADEPT in Kopenhagen. Was waren Ihre Intentionen, sich dafür zu bewerben?

Julia Hoffmann: Gegen Ende meines Studiums hin habe ich verstärkt den Wunsch verspürt, mein erlerntes Wissen im Ausland zu erweitern. Besonders die skandinavischen Länder, die allgemein für eine hochwertige, moderne und dennoch zeitlose Architektur bekannt sind, haben mich schon lange interessiert. Deshalb sah ich das Graduiertenpraktikum als eine perfekte Chance an, dort Arbeitserfahrung und gleichzeitig neue Inspirationen zu sammeln.

Das Architekturbüro ADEPT arbeitet im Bereich der Stadtplanung, der strategischen Entwicklung von Gebäuden, bis hin zur Landschaftsgestaltung sowie des öffentlichen Raumes. Auf deren Webseite heißt es: „We design holistic and sustainable places, spaces and communities that respects human scale“. Inwieweit fließen diese Ansätze in die Projekte mit ein, und was waren Ihre Aufgaben im Architekturbüro?

Die Projektspanne bei ADEPT ist riesig. Von der Entwicklung neuer Stadtquartiere bis hin zu kleinen Pavillons ist alles vorhanden. Dabei geht der Fokus auf den menschlichen Maßstab, selbst bei größeren Projekten, nicht verloren. Mich hat die Detailtiefe beeindruckt mit der Wettbewerbe im Urban Planning und Urban Design Maßstab, teils auch unter Zeitdruck, ausgearbeitet und in interdisziplinären Teams durchdacht wurden.

Ich arbeitete in der Zeit bei ADEPT in Teams von 3 bis 4 Personen an Wettbewerben im Bereich Städtebau und Stadtplanung. Dabei konnte ich durch die Zusammenarbeit meine Fähigkeit, Konzepte ganzheitlich und vernetzend im Sinne eines großräumigen Kontextes zu denken, verbessern. Interessant war dabei auch, wie die digital entwickelten Konzepte mithilfe physischer Modelle unterstützt und überprüft wurden. Hierbei arbeite ich in den ersten Wochen meines Praktikums an einem 2,5 m langen städtebaulichen Modell einer Quartiersentwicklung im Westen von Berlin.

Bisherige Absolvent:innen sprechen von einer starken Work-Life-Balance in Kopenhagen. Haben Sie davon etwas gemerkt, wenn ja – wie hat sich diese Balance auf Ihren Alltag ausgewirkt?

Definitiv JA! Dieser Begriff ist nicht nur eine Floskel, wie es bei uns oft der Fall ist, sondern wird tatsächlich gelebt. Dies kann ich nicht nur aus meiner eigenen Erfahrung sagen, sondern spiegelte sich auch im Arbeitsleben meines Umfelds in Kopenhagen in anderen Branchen wider.

Ich war von Frühjahr bis Sommer 2023 in Kopenhagen und konnte den Übergang von kaltem zu sonnigem und mildem Wetter von Tag zu Tag spüren. Schiebt sich eine Wolke am Himmel bei Seite und zeigt sich ein Sonnenstrahl, dann sind die Menschen in Kopenhagen draußen, auf Plätzen, in Straßen und vor allem am und im Wasser. Ein für mich entscheidender Faktor war dabei allein schon der Start in den Tag. Meinen Arbeitsweg von etwa 10 km pro Tag bestritt ich mit meinem Rennrad, was für mich der perfekte Start und Ausklang des Arbeitstages war.

Allgemein läuft der größte Teil des öffentlichen Verkehrs in Kopenhagen, egal bei welchem Wetter, über das Fahrrad. Die Menschen sind aktiv, und ich glaube, dass dies einen großen Teil dazu beiträgt, dass Kopenhagen eine der lebenswertesten Städte ist.

Ihr Praktikum hat mit Juli geendet. Haben Sie bereits Pläne für Ihre weitere Zukunft?

Im Anschluss bereiste ich mit meinem Freund Schweden. Wir wollten mehr vom Norden sehen und auch ausnutzen, dass wir geografisch schon so nah waren.

Beruflich bin ich aktuell auf der Suche nach einem interessanten Job im DACH-Raum oder wieder in Dänemark. Dank meiner bisherigen Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren gesammelt habe, weiß ich jetzt genau, was ich suche. Ich bin motiviert und freue mich auf neue Herausforderungen.

Was ich noch sagen will:

Ich glaube, dass viele nicht wissen, dass man auch nach der Graduierung noch ein Jahr lang am Erasmusprogramm teilnehmen kann, um wertvolle Erfahrungen im Ausland und in internationalen Teams zu sammeln. Es gibt meiner Meinung nach keinen besseren Moment, als sich nach Beendigung des Studiums ohne Zeitdruck auf ein neues Land und dessen Architekturszene einzulassen. Nehmt euch Zeit für Land und Leute. Kein Ort lässt sich besser erleben als durch Erzählungen und Erfahrungen der Menschen, die dort seit Generationen leben. Hört zu und stellt Fragen, die in keinem City-Guide zu finden sind.

Tipp:

Nach einem Masterabschluss kann ein Graduiertenpraktikum absolviert werden, sofern noch nicht alle zwölf Monate an Erasmus-Förderung bereits während des Studiums für Auslandsstudien und / oder -praktika konsumiert wurden. Details dazu finden Sie hier.

Es braucht seine Zeit, um ein passendes Studio zu finden. Besonders in der Architekturmetropole Kopenhagen ist der Andrang auf freie Plätze enorm hoch. Deswegen bewerbt euch frühzeitig und gebt nicht auf. Es lohnt sich!

Julia Hoffmann
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