Kurzmitteilung

Geflüchtete an österreichischen Hochschulen – Unsichtbare Talente?

 
Geflüchtete an österreichischen Hochschulen – Unsichtbare Talente?

Die Förderung von Geflüchteten ist für Hochschulen und den Arbeitsmarkt eine nachhaltige Win-win-Situation. Die FH JOANNEUM setzt sich seit vielen Jahren für Geflüchtete ein, zuletzt im Rahmen der Initiative Ukraine@FH JOANNEUM.

Welchen Mehrwert stellen geflüchtete Studierende und Wissenschaftler:innen für Hochschulen dar? Was leisten sie und wie profitiert die Gesellschaft von der Integration hochqualifizierter Schutzsuchender? Eine spannende Diskussion dazu veranstaltete Österreichs Bildungs- und Internationalisierungsagentur OeAD gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität Wien am 12. April 2023.

Der OeAD lud in Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität Wien zur Veranstaltung „Geflüchtete an österreichischen Hochschulen“. Bei der Veranstaltung gelang es, die oftmals unsichtbaren Leistungen von Studierenden mit Fluchthintergrund an Hochschulen aufzuzeigen. Ziel war es, dem oft defizitär geführten Diskurs über Geflüchtete eine positive Erzählung entgegenzusetzen und Möglichkeiten aufzuzeigen, die sich durch Teilhabe und Inklusion von Geflüchteten ergeben.

OeAD-Geschäftsführer Jakob Calice unterstrich, dass der OeAD in Kooperation mit den Hochschulen in seinen Initiativen wie oead4refugees oder im Rahmen seiner Ukraine-Beratung Geflüchtete bestmöglich unterstützt. Um die Integration geflüchteter Forscher:innen in den europäischen Arbeitsmarkt zu erleichtern, beteiligte sich der OeAD in Kooperation mit EU-Partnern an der Erstellung eines Guides, der die Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Forscher:innen in der Europäischen Union erleichtert. Die Veranstaltung veranschauliche laut Calice, dass die Förderung von Geflüchteten sowohl für diese als auch die Hochschulen eine nachhaltige Win-win-Situation darstelle. Das betreffe auch die Integration in den österreichischen Arbeitsmarkt, besonders im Hinblick auf den wachsenden Arbeitskräftemangel.

Die Veranstaltung bot zudem eine Gelegenheit, sich innerhalb der Hochschulen auszutauschen und Synergien auszuforschen, um Geflüchtete an Hochschulen zu fördern. In Impulsvorträgen gingen Vertreter:innen von Österreichischen Hochschulen wie Johann Bacher, Sonja Falkner-Matzinger, JKU Linz und Birgit Hernády, FH JOANNEUM, auf die an ihren Hochschulen initiierten Unterstützungsmaßnahmen für Geflüchtete ein und betonten, dass trotz enger budgetärer und administrativer Rahmenbedingungen Unterstützung möglich ist. Die Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) Edeltraud Hanappi-Egger wies auf die große gesellschaftliche Verantwortung der öffentlichen Universitäten hin, gerade auch mit Blick auf den Umgang mit Geflüchteten. Die WU leiste daher nicht nur durch Forschung, sondern auch durch Ausbildungsangebote für geflüchtete Menschen wichtige Beiträge. Bereits 2015 wurden Praktika ermöglicht, die seither viele Geflüchtete genutzt haben, um an ihre bisherige Ausbildung anzuknüpfen und damit in Folge auf dem Arbeitsmarkt schneller Fuß fassen konnten. Auch geflüchtete Studierende werden unterstützt. Letztendlich profitiere jede Organisation von gesellschaftlichem Engagement und von Diversität.

Inklusion fördern, um Potenziale auszuschöpfen

Am Podium diskutierten zwei Studierende mit Fluchthintergrund– Haia Haddad, Studierende des Bachelorstudiums Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WU), und Kyrylo Meliushko, Studierender Bachelorstudium Artificial Intelligence (JKU) – mit der Fluchtforscherin Judith Kohlenberger (WU Wien) und dem Leiter von UNHCR Österreich, Christoph Pinter, über die Situation von Geflüchteten an österreichischen Hochschulen. Die Studierenden schilderten, welche Herausforderungen sie im Laufe ihres Studiums zu meistern bzw. welche Barrieren sie überwinden mussten, zeigten aber auch anschaulich jene Maßnahmen auf, die sie im Studium unterstützen.

Christoph Pinter ging auf die globale Situation von Geflüchteten ein. Nur sechs Prozent aller Geflüchteten haben Zugang zu einem Hochschulstudium. UNHCR und seine Partner haben sich dem 15-by-30-Ziel verschrieben, um sicherzustellen, dass 15 Prozent der jungen Flüchtlinge bis 2030 Zugang zu höherer Bildung erhalten. Die Fluchtforscherin Judith Kohlenberger schilderte anhand zweier Studien, dass zahlreiche Geflüchtete nicht nur einen Pflichtschulabschluss, sondern auch eine Hochschulbildung vorweisen, dass aber ohne Unterstützungsmaßnahmen und dem Abbau von Barrieren dieses Potenzial nicht ausgeschöpft werden könne bzw. verloren ginge. Alle Diskutant:innen waren sich einig, dass es einen ganzheitlichen Zugang benötigt, der alle Ebenen miteinbezieht. Um die nachhaltige Inklusion von Geflüchteten an den Hochschulen aber auch in unserer Gesellschaft zu stärken, braucht es unter anderem finanzielle Unterstützung und Mentoringprogramme und nicht zuletzt die oft erwähnte Willkommenskultur.

Die Veranstaltung von OeAD und WU wurde auch von den unterschiedlichen Organisationen im Bereich Integration, Flucht und Teilhabe genützt, um sich auszutauschen. Mehr als 14 Organisationen, darunter UNHCR, CarBiz, FH JOANNEUM, JKU-Linz, ÖFSE, Volkshilfe Wien und das Beratungszentrum für Migrantinnen und Migranten nahmen teil.

Hinweis:

Die Abteilungen Internationale Beziehungen sowie Gleichbehandlung und Vielfalt der FH JOANNEUM sind die ersten Anlaufstellen für das Projekt „Menschen auf der Flucht – die FH JOANNEUM hilft“. Mehr Infos über die Inititiative Ukraine@FH JOANNEUM finden Sie hier.