Hype um Kalo Paiers Hypecourt
Kalo Paier ist der Kopf hinter dem ersten Hypecourt in Österreich. Foto: Jorj Konstantinov

Sport und Kunst vereint

Jasmin Hebenstreit,

Das Mastermind hinter dem ersten Hypecourt ganz Österreichs, Kalo Paier, führt uns durch den Entstehungsprozess mit all seinen Hürden und erklärt, wie so ein Projekt zustande kommt.

Den Basketball in der einen Hand und die Farbrolle in der anderen – Sport und Kunst beschreiben Kalo Paier, der „Industrial Design“ studiert, ziemlich gut. Der Grazer, der an der Ortweinschule maturiert hat, spielt, wenn er nicht gerade zeichnet oder Graffiti sprüht, leidenschaftlich gerne Basketball. Doch Sport und Kunst hängen nicht nur mit Kalo Paier zusammen, sondern auch mit seinem bisher größten Projekt: dem ersten Hypecourt in ganz Österreich. Zu finden ist dieser – wie sollte es auch anders sein – in seiner Heimatstadt Graz.

Wordrap mit Kalo Paier

Ich bin… hungrig.
Streetart ist für mich… draußen mit meinen Freunden Spaß haben, coole Sachen machen, an denen sich Leute begeistern können.
Meine größte Inspiration ist… Musik.
Mit Farbe und Sprühdose in der Hand fühle ich mich… in meinem Element.
Die Welt braucht mehr Farbe, weil… ohne Farbe ist es langweilig.
Am Basketball fasziniert mich… einfach abschalten, Stress vergessen, Vollgas geben und nur auf eines fokussieren.
Am liebsten designe ich zur Musik von… gute Frage – hängt vom Thema ab. Beim Sprühen Hip-Hop. Aber sonst ist das relativ bunt gemischt bei mir. Manchmal kommt nach einem asozialen Haftbefehl-Song Vivaldi in die Playlist. Und dann AC/DC oder so. Aus Filmmusik kann ich besonders viel Inspiration ziehen.

Bei der Umgestaltung kamen auch Sprühdosen zum Einsatz.
Foto: Jorj Konstantinov
Bei der Umgestaltung kamen auch Sprühdosen zum Einsatz.
Hype-was?

Was ist eigentlich ein Hypecourt? Das wusste Kalo Paier bis zum Verfassen seiner Diplomarbeit über Graffiti und Streetart auch nicht so genau. Er erklärt es folgendermaßen: „Hypecourts kommen aus den USA. Im Prinzip ist es einfach ein Basketballplatz, der vollflächig bemalt ist als Kunstwerk – also ein großflächiges Artwork.“ Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt, denn zum Schluss sollen die Linien, Flächen und Korbanlagen gut ausschauen. Da er gerne Basketball spielt, hat es ihn selbst gereizt, solch eine Fläche zu gestalten.

Der Weg bis zur Fertigstellung des Hypecourts war ein langer. Angefangen hat Kalo Paier mit Skizzen und Recherchen für seine Diplomarbeit. Die Suche nach der richtigen Farbe beanspruchte die meiste Zeit, da diese zum einen halten und zum anderen auch Sicherheit gewährleisten muss, damit Spieler:innen nicht ausrutschen. Um die 20 bis 30 Entwürfe hat der Student insgesamt erstellt, dann ging es mit diesen auch schon zur Stadt Graz. Einige Zeit verstrich, bis dann doch noch die Zusage kam: „Es war nicht immer leicht. Aber im Endeffekt finde ich es sehr cool, dass die Stadt Graz offen für solche Projekte ist und dafür auch Geld in die Hand nimmt“, erzählt der Grazer.

Teamwork makes the dream work

Neben der Unterstützung seitens der Stadt Graz haben auch zwei Künstlerfreunde von Kalo Paier zu Sprühdose und Farbe gegriffen. „Ich wollte das zuerst allein machen, habe dann aber erkannt, dass das niemals funktioniert hätte.“ So halfen sie ihm bei der Umsetzung, doch dabei blieb es nicht. Freund:innen und Bekannte sahen zuerst bei der Arbeit zu und nach einer kurzen Nachfrage vom Studenten packten auch sie mit an. Insgesamt arbeiteten etwa zwanzig Personen am Hypecourt. „Wir haben trotzdem sieben Tage gebraucht – auch wenn wir so viele waren. Das ist auch genau das Coole: dass man die Community zusammenbringt, dass man zusammen etwas macht. Es war nicht mein Projekt allein, sondern es war auf jeden Fall Teamwork. Ohne Team hätte es niemals funktioniert“, so Kalo Paier.

Am Anfang gab es Herausforderungen bei der Umsetzung des Entwurfs, schließlich hatten Kalo Paier und seine Freund:innen sowie Bekannten noch nie mit dieser Art von Farbe gearbeitet: „Wir mussten Mischungsverhältnisse selbst abschätzen und schauen, wie sie sich streichen lässt. Nachdem wir die Hälfte des Platzes gemalt haben, ging uns auch noch die Farbe aus, da sich unser Lieferant bei der Menge verrechnet hatte. Das war zwar nervig, aber solche Dinge passieren, kommt mir vor, immer. Man muss dann auch mal spontan sein. Bis die neue Farbe da war, haben wir einfach die Korbanlagen gestaltet.“

Der Entwurf wurde nicht 1:1 umgesetzt – dafür hätte ihn das Team mit einem Raster übersetzen müssen. „Im Optimalfall macht man das so, aber wir haben das einfach so gefreestyled, um Zeit einzusparen. Einfach aus dem Gefühl und Handgelenk – funktioniert nicht immer, aber bei diesem Entwurf war das leicht umsetzbar“, so Kalo Paier. Nur die Farbauswahl war beschränkt auf schwarz, weiß, rot, gelb und blau. „Man kann andere Farben anmischen, aber das ist sehr teuer und das wollte ich mir für das erste Projekt nicht anmaßen – und vor allem hätte die Stadt das auch nicht gemacht. Ein bisschen was haben wir mit Sprühdosen dann noch gemacht, beispielsweise bei den Regenbogenverläufen. Viel mehr hätte man mit Dosen auf einer horizontalen Fläche aber nicht geschafft.“

Die Reaktion auf den Hypecourt war fast eindeutig: „99 Prozent war positiv. Die meisten Leute haben gesagt, das ist ein cooles Projekt und danke, dass du das machst.“ Die Personen, denen das Projekt nicht gefällt, müssen es seiner Ansicht nach auch nicht cool finden, denn nicht allen kann schließlich das Gleiche gefallen. Leider wurde die Freude über den Hypecourt auch etwas getrübt: Einige Monate nach Fertigstellung haben Unbekannte den Hypecourt angesprüht. Für Kalo Paier war das sehr bitter. Besonders für das Team fand er es schade, schließlich hatten sie ihre Zeit zur Verfügung gestellt: „Für das hat es mir leidgetan, aber im Endeffekt habe ich schon davor damit gerechnet. Ich habe mich darauf eingestellt, dass das passieren wird und wenn man damit rechnet, ist es nicht so schlimm. Außerdem hat die Verunstaltung des Platzes für viel Aufregung auf Social Media gesorgt. Sozusagen hat diese lächerliche Aktion nur Aufmerksamkeit auf das Projekt gezogen und mir neue Kund:innen gebracht. Danke dafür“, erklärt der Bachelorstudent.

Kreativ auch im Studium

Derzeit studiert Kalo Paier am Studiengang „Industrial Design“. Im Studium kann er seine Leidenschaft ausleben, Sachen designen und etwas für die Zukunft entwickeln. Ihm macht das extrem viel Spaß. Bisher hat er viel Technisches, beispielsweise über Werkstoffe oder Ergonomie, dazugelernt. Auch was Arbeiten in der Werkstatt betrifft, konnte er viel Wissen dazugewinnen. Ein weiterer positiver Aspekt: „Das sind alles Sachen, die man auch von sehr guten Lehrkräften lernt, finde ich. Jede:r Lehrende hat auf jeden Fall Plan von dem, was sie oder er da macht.“

Der fertige Hypecourt.
Foto: Jorj Konstantinov
Der fertige Hypecourt.

Wie es nun in Zukunft für Kalo Paier neben dem Studium weitergeht, steht auch schon fest: Am Grünanger wird der nächste Hypecourt direkt bei der neuen Murpromenade und der Seifenfabrik entstehen. „Eine geile Location, die einfach ungenutzt da und voll runtergekommen ist. Das wird das nächste Projekt.“

Wir wünschen Kalo Paier viel Erfolg mit seinem Projekt und sind schon gespannt in welchen Farben der neue Hypecourt erstrahlen wird!