Wie Seniorinnen und Senioren präventiv Maßnahmen für ihre Gesundheit ergreifen können 1
Studiendurchführung mit Ganganalyse an der FH JOANNEUM. Foto: FH JOANNEUM / Miriam Weiß

Wissenschaftliche Forschung mit Hilfe der Bevölkerung vorantreiben

Theresa Draxler und Wolfgang Staubmann,

Kognitive und körperliche Einschränkungen sollen mithilfe smarter Technologien frühzeitig erkannt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde eine wissenschaftliche Studie mit mehr als 300 Personen an der FH JOANNEUM durchgeführt.

Immer mehr Menschen in Österreich erreichen ein hohes Alter, wodurch auch das Vorkommen altersbedingter Erkrankungen wie Demenzerkrankungen steigt. Seit Oktober 2018 wird an der FH JOANNEUM deshalb im Rahmen des Projektes SCOBES-AR zum Thema der früheren Erkennung intensiv geforscht. Ein interdisziplinäres Team rund um Projektleiter Wolfgang Staubmann vom Institut Diätologie des Departments Gesundheitsstudien schafft dabei eine Schnittstelle zwischen Gesundheit und Technik. Diese Schnittstelle ist ein innovatives Screening-Instrument, das kognitive und körperliche Einschränkungen ab dem 60. Lebensjahr frühzeitig erkennen soll. Um die Messgenauigkeit des zukünftigen Screening-Instruments zu überprüfen, wurde von Dezember 2019 bis Oktober 2020 eine groß angelegte wissenschaftliche Studie durchgeführt.

Großes Interesse an der Studie

Trotz COVID-19-bedingter Einschränkungen und Hygienemaßnahmen bestand großes Interesse an der Studie seitens der Bevölkerung. Von Dezember 2019 bis Oktober 2020 haben mehr als 600 Freiwillige ihr Interesse an der Studie bekundet, mehr als 300 Seniorinnen und Senioren konnten schlussendlich an der Studie teilnehmen und es konnten 400 Testungen durchgeführt werden. Dies verdeutlicht die gesellschaftliche Relevanz und auch Brisanz des Themas der persönlichen geistigen Gesundheit für ältere Menschen, welche häufig persönliches Interesse als Grund für die Studienteilnahme angaben.
Die gute Annahme der Studie zeigt auch die Absicht der Seniorinnen und Senioren, präventiv und aktiv Maßnahmen für die persönliche Gesundheit zu ergreifen. Durch frühzeitige Maßnahmen könnten einer Abnahme der persönlichen Denkleistung entgegengewirkt und individuelle Ressourcen gestärkt werden.

Institutsübergreifende Ergebnisse

Im Rahmen der Studie wurden verschiedene Testverfahren für unterschiedlichen Modalitäten bei Seniorinnen und Senioren angewandt und damit erhoben, ob die Anwendung für eine Früherkennung von kognitiven und körperlichen Auffälligkeiten geeignet ist. Lehrsäle und Laborräume der FH JOANNEUM wurden für die Studie umfunktioniert und ausgestattet. Ein interdisziplinäres Team rund um folgende sieben Institute aus drei Departments war für die Organisation und Durchführung der Studie verantwortlich: Diätologie, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Tourismusmanagement und Informationsmanagement.

Die Testbatterie vereint Verfahren aus den Professionen Diätologie, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie sowie Sportwissenschaften. Marker aus diesen Gesundheitsprofessionen, die schon früh auf kognitive Veränderungen hinweisen könnten, wurden durch verschiede Tests erfasst. Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer wurden beispielsweise vor kognitive Aufgaben, diverse Bewegungsaktivitäten und einem Test zur Überprüfung der Riechleistung gestellt. Die Kombination dieser einzelnen Marker lässt eine umfassende Aussage über den kognitiven und körperlichen Zustand in der Altersgruppe zu.

Eine interessante Zusammenfassung des Projekts wurde im Rahmen der „Wissenswert“-Reihe des ORF ausgestrahlt.

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Das Screening-Instrument wird in weiteren Schritten anhand der Studienergebnisse angepasst, mit weiteren bereits getesteten Verfahren aus den Bereichen Psychologie und Pflege komplettiert und mithilfe eines nutzerzentrierten Ansatzes benutzerfreundlicher für die Anwendung in der Praxis gestaltet. Anschließend wird der Prototyp in eine augmentierte Umgebung einbettet und die Anwendbarkeit und Eignung für die Zielgruppe im Rahmen einer weiteren Studie sichergestellt. Das finale Screening-Instrument soll Medizinerinnen und Medizinern sowie Angehörigen der Gesundheitsberufe für die Früherkennung kognitiver und körperlicher Einschränkungen zur Verfügung stehen.

Tipp:

Mehr Informationen rund um das Projekt finden Sie unter www.scobes-ar.fh-joanneum.at.