Wöchentlicher Börsenbrief von Josef Obergantschnig 1
(c) FH JOANNEUM / Marion Luttenberger

Wöchentlicher Börsenbrief #37

Josef Obergantschnig,

Im wöchentlichen Börsenbrief von Josef Obergantschnig, Fachhochschullektor an der FH JOANNEUM und Gründer von ecobono, gibt es das Börsengeschehen pünktlich zum Start in das Wochenende aus erfrischend neuen Blickwinkeln.

Ein neues All-Time-High und das attraktivste Investment

Diese Woche war ich auf meiner ersten Geschäftsreise 2024. Ich sitze gerade beim Frühstück in einem schönen Hotel mit Blick auf den Dom und genieße einen ausgezeichneten Espresso, während ich diese Kolumne verfasse. Das Jahr 2024 hat bereits Fahrt aufgenommen, und ich bin zuversichtlich, dass es ein gutes Jahr wird. Der Januar ist für mich stets ein Zeitpunkt, um Trendthemen zu analysieren und einen Ausblick zu wagen. Trotz eines verhaltenen Starts an den Finanzmärkten erwarten 70 % der Analyst:innen ein neues Allzeithoch beim amerikanischen S&P 500. Die Mehrheit ist der Ansicht, dass große Technologieunternehmen wie Apple, Microsoft oder Alphabet auch 2024 attraktive Investments bleiben werden.

Bei einem Indexstand von rund 4.800 Punkten reichen die Prognosen von 5.400, prognostiziert von Yardeni Research, bis zu 4.200 von J.P. Morgan. Es ist faszinierend, wie divergent die Ansichten sein können. Der größte Pessimist gibt zu bedenken, dass wir 2024 mit größeren makroökonomischen Herausforderungen und einer schwächeren Wirtschaftsdynamik konfrontiert sein könnten. Diese könnten dazu führen, dass die Unternehmensgewinne nicht mehr so stark steigen. Zusätzlich werden geopolitische Unsicherheiten ins Feld geführt. Im Gegensatz dazu zählt Ed Yardeni zu den Optimisten. Er geht davon aus, dass der S&P 500 im Jahr 2024 auf 5.400 Punkte steigen und im Jahr 2025 die 6.000-Punkte-Marke erreichen wird. Seine positive Prognose begründet er vor allem mit dem Abwenden einer Rezession in den USA und einer zunehmenden Wirtschaftsdynamik. Prognosen und Einschätzungen sind in unserer vernetzten Welt allerdings mit Vorsicht zu genießen. Für 2023 hatten die Analysten mehrheitlich eine Performance zwischen 5 % und 10 % vorhergesagt. Mit über 20 % hat der amerikanische Aktienmarkt jedoch positiv überrascht.

Beim Anleihenmarkt erwarten mehr als 70 % der Fondsmanager:innen für 2024 fallende Renditen – der höchste Wert seit zwei Jahrzehnten. Die Finanzmärkte spekulieren darauf, dass die Notenbanken bald mit Zinssenkungen beginnen werden. Es werden zwei bis drei Zinssenkungen von der Fed und später von der EZB erwartet.

Langfristige Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren werden daher als die attraktivste Anlagemöglichkeit für 2024 angesehen, noch vor den sogenannten "Magnificent Seven" – den Börsenstars der letzten Jahre, zu denen Apple, Alphabet (Google), Microsoft, Amazon, Meta (Facebook), Tesla und Nvidia zählen.

Abschließend noch ein Blick auf die Weltwirtschaft: Der Internationale Währungsfonds prognostiziert ein Wachstum von 2,7 %. Die Analystenhäuser sind im Schnitt etwas optimistischer und rechnen mit 2,9 %. Das liegt global gesehen nur knapp unter der Durchschnittsrate der letzten 10 Jahre von 3,1 %. Ein erheblicher Teil des Wachstums wird von China beigesteuert, während der Anteil der USA oder der Eurozone jeweils bei etwa 10 % liegt. Es wird erwartet, dass in den kommenden Jahren das Wirtschaftswachstum hauptsächlich aus China und anderen aufstrebenden Schwellenländern wie Indien oder Indonesien stammen wird. Indien könnte 2024 sogar eine höhere Wachstumsrate als China erzielen.

Was können wir also von 2024 erwarten? Die Inflation dürfte "niedrig" bleiben, jedoch weiterhin über dem Ziel der EZB liegen. Apple wird in seine Produkte KI integrieren, und Roboter werden verstärkt in den Arbeitsmarkt eindringen. Im Jahr 2025 könnte die KI meines Smartphones sogar den Espresso bestellen, der mir dann von einem Roboter serviert wird – eine spannende Aussicht!