Forschung

Bewusst Trinken!

Förderung eines gesunden Trinkverhaltens durch innovative Peer-Education am Setting Schule

 

„Bewusst Trinken!“ – so nennt sich ein Pilotprojekt, das im Schuljahr 2019/2020 an zwei öffentlichen Mittelschulen in der Steiermark gestartet wurde, um das Trinkverhalten von Schülerinnen und Schülern zu verbessern.

Durch einen Flüssigkeitsmangel kann es zu einer deutlichen Abnahme der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit kommen. Der häufige Konsum von sehr zuckerreichen Getränken inkludiert zum einen eine erhöhte Aufnahme an Kilokalorien und verhindert zum anderen, dass sich Kinder an weniger Süße und somit an einen gesünderen Lebensstil gewöhnen können. Zusätzlich kann Zuckerkonsum negative Effekte für die Zahngesundheit haben. Daher wurde im Zuge des Projekts ein multidisziplinärer Ansatz aus Sensorik und Gesundheit verfolgt, um alle Beteiligten in der Schule und Eltern zu informieren und miteinzubeziehen sowie ein gesünderes Trinkverhalten zu fördern.

Das Projekt unterteilte sich in unterschiedliche Module mit praktischen Übungen und Spielen zur Süßwahrnehmung, Wasser im Allgemeinen und Körper. Diese Maßnahmen wurden durch Testungen und Fragebögen zu Beginn und am Ende des Projekts begleitet. Zum Schluss wurde ein Manual erstellt, das nun online für Schulen abrufbar und individuell im Schulalltag integrierbar ist.

Als Peers gaben die Schülerinnen und Schüler ihr erworbenes Wissen weiter

Vor Projektbeginn wurde an den Schulen in Zusammenarbeit mit den Pädagoginnen eine Bedarfsanalyse durchgeführt, sodass auch die Schülerinnen und Schüler ihre Ideen zum Projekt beisteuern konnten.

Einem Peer-Education-Ansatz folgend wurden zehn ausgewählte Peers der 8. Schulstufe vom Projektteam mit dem Ziel geschult, ihr Wissen wiederum an Schülerinnen und Schüler der 6. Schulstufe weiterzugeben. Diese Wissensvermittlung fand an beiden Schulen jeweils in Form eines Aktionstages statt und die Schülerinnen und Schüler gestalteten verschiedene Stationen zu Themen rund ums Trinken:

  • Wasserhaushalt im Körper
  • Erkennen von Zucker in Getränken
  • Vor- und Nachteile von Getränken in Bezug auf die Gesundheit, Umwelt, Geschmack und Geld
  • Verkostung verschiedener Süßstufen (Geschmacksschulung)

Für eine nachhaltige Umsetzung an weiteren Schulen erstellten die Jugendlichen gemeinsam mit dem Projektteam Kurzvideos. Diese sind auf der SIPCAN-Homepage abrufbar: www.sipcan.at/videos-bewusst-trinken. Im Rahmen dieses Projekts zeigte sich, dass sich der Peer-Ansatz zur Wissensvermittlung in dieser Altersstufe größter Beliebtheit erfreut.

Die Datenerhebung

Um die Maßnahmen zu evaluieren, wurde vor dem Start eine Erhebung von Ernährungs- und Sensorikdaten der teilnehmenden Jugendlichen durchgeführt. Hierfür wurden sensorische Testungen kinderfreundlich gestaltet und die Süßpräferenz sowie die Süßwahrnehmung im Apfelsaft ermittelt. Zusätzlich füllten die Schülerinnen und Schüler einen Fragebogen aus, der Fragen über Vorlieben und Häufigkeit bestimmter Lebensmittel- und Getränkegruppen enthielt. Durch die Covid-19-Situation und dadurch, dass die Schülerinnen und Schüler einen nicht-typischen Schulalltag lebten, sind die Effekte der im Projekt umgesetzten Maßnahmen womöglich etwas verzerrt.

Das Manual

Für eine langfristige Weiterführung der Aktivitäten nach Projektende wurde vom wissenschaftlichen Projektteam ein Handbuch mit Anleitungen, Arbeitsblättern und diversen Materialien zur einfachen Umsetzung von Aktivitäten aus dem Projekt für Schulen erstellt. Das Konzept ist für sämtliche Schulen bundesweit zugänglich unter folgendem Link: www.sipcan.at/bewusst-trinken

Weitere Maßnahmen im Projekt waren Schulungen der Lehrenden-Teams, die Einbeziehung der Eltern, gemeinsame Adaptierungen der Getränkeautomaten mit deren Betreiberinnen und Betreibern in Schulen, die Erarbeitung von Plakaten, Elterninformationen und Pressemeldungen.

Ergebnisse

Die Schülerinnen und Schüler:

  • nahmen weniger Zucker / Energie aus Getränken auf und hatten einen besseren Hydrationsstatus
  • verbesserten ihre salzige / bittere Geschmackswahrnehmung
  • nahmen den süßen Geschmack früher wahr
  • reduzierten die Vorliebe / Präferenz für Süßigkeiten / süße Getränke / Süßes im Allgemeinen
  • gaben an nun mehr zu trinken, um Kopfweh / Unkonzentriertheit vorzubeugen