Ein Windkanal für seltene Vögel

 
Ein Windkanal für seltene Vögel

Sein Fleisch schmeckt gut, und er ist nicht schwer zu fangen – das machte dem Ibisvogel Waldrapp in Österreich und Deutschland vor rund 400 Jahren in freier Wildbahn den Garaus. In Gefangenschaft konnte die Art bis in die Gegenwart gerettet werden. Durch das EU-Projekt „Reason for Hope“ gelang es nun in Österreich, Deutschland und Italien, mehrere Kolonien dieser Zugvögel erfolgreich wieder auszuwildern. Ein Windkanal, der von Strömungsmechanik-Professor Herwig Grogger am Studiengang „Fahrzeugtechnik / Automotive Engineering“ gebaut wurde, hilft den Energieaufwand der Vögel im Formationsflug zu untersuchen.

Herzschlag messen im Windkanal

Um herauszufinden, wie viel Energie sich die Zugvögel sparen, indem sie nicht ungeordnet, sondern in Formation von ihren Sommerquartieren in Salzburg und am Bodensee ins Winterquartier in die Toskana fliegen, muss man ihren Herzschlag und ihren Sauerstoffbedarf messen. Denn die Herzfrequenzrate korreliert mit dem Sauerstoffbedarf beim Fliegen und letztere wieder mit dem Energiebedarf. Nur weiß man nicht, welcher Sauerstoffbedarf exakt welcher Herzfrequenzrate entspricht. Da sich während des Vogelzugs die Daten für den Sauerstoff nicht erheben lassen, haben sich die Biologen vom Waldrapp-Wiederansiedelungsprojekt an den Studiengang „Fahrzeugtechnik“ gewandt: Sie wollen die Herzfrequenz und Sauerstoffwerte bei Waldrappen messen, die im Windkanal fliegen. Also musste ein passender Windkanal her.

8 Ventilatoren beschleunigen die Luft auf 45 km/h

Der an der FH JOANNEUM Graz gebaute offene Windkanal ist rund 8 m lang und hat einen Austrittsquerschnitt von 2,5 x 1,5 m. 8 Ventilatoren mit einem Propellerdurchmesser von je circa 90 cm beschleunigen mit einer Leistung von 8 x 4 kW die durchströmende Luft auf rund 12,5 m/s (45 km/h), was der Fluggeschwindigkeit der Waldrappe entspricht. Im Sommer 2019 wurde der Windkanal an seinen Bestimmungsort in Seekirchen bei Salzburg transportiert und installiert. Seither werden die Waldrappen Edward, Sherlock, Nestroy und Komet von ihren Betreuerinnen und Betreuern an das Fliegen im Windkanal gewöhnt. Bald sollen sie so weit sein, auch die Herz-Sensoren am Rücken und Atemmasken über dem Schnabel zu akzeptieren, die den Forschern die fehlenden Daten liefern werden. Auch will man durch die Messungen im Windkanal die Ergonomie der Sensoren, die man den Vögeln umschnallt, optimieren.

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