Forschung

ERNA: Teletherapie-System für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

 
ERNA: Tele-Therapie-System im HNO-Bereich 1

Im Projekt wurde ein neues Teletherapie-System erforscht und entwickelt, das Patient:innen ermöglicht, asynchron und ortsunabhängig zusätzliche logopädische Therapieinhalte zu trainieren oder virtuell an Therapieeinheiten teilzunehmen. Dadurch sollen An- und Abfahrtswege zu Ambulanzen reduziert, gegenseitige Gefährdungen durch Ansteckung minimiert, Therapieerfolge beschleunigt und die Effizienz der HNO-Ambulanz gesteigert werden.

Kehlkopfteil- und Vollresektionen gehören zur Standardtherapie bei onkologischen Kopf-Hals-Erkrankungen, stellen aber einen massiven Einschnitt in das Leben der Betroffenen dar. Bedingt durch die veränderte Anatomie nach dem Eingriff, müssen betroffene Patient:innen im Zuge einer phoniatrisch-logopädischen Rehabilitation Basisfähigkeiten wie Sprechen oder Schlucken wieder neu erlernen. Gestörte Kommunikation bei den Patient:innen führt zu einem massiven Verlust an persönlicher Autonomie und oft auch Rückzug aus der Gesellschaft. Fehlerhaftes Schlucken birgt die Gefahr von Malnutrition und rezidivierenden Pneumonien (Lungenentzündungen) mit signifikant erhöhter Mortalität.

HNO-Teletherapie mittels neuer eHealth-Lösung

Derzeit steht eine hochspezialisierte phoniatrisch-logopädische Rehabilitationstherapie in der Steiermark in vollem Umfang nur am LKH-Univ. Klinikum zur Verfügung. Das bedeutet für die betroffenen Patient:innen häufige ambulante Besuche oder bei einem weit entfernten Wohnsitz langwierige stationäre Aufenthalte über Wochen. Die Bedeutung der Umsetzung einer entsprechenden eHealth-Lösung wurde durch die COVID-19-Pandemie zusätzlich unterstrichen, sind doch im speziellen Setting sowohl Patient:in und Therapeut:in hochgradig gefährdet. Viele Patient:innen weisen Vorerkrankungen der Lunge auf wie COPD und sind durch eine Atemkanüle zusätzlich gefährdet, da hier ein Virus ohne Barriere in tiefere Lungenabschnitte gelangen könnte. Therapeut:innen sind durch die hohe Aerosol-Generierung von Seiten der Patient:innen besonders exponiert und zudem durch das notwendige Tragen der Schutzausrüstung therapeutisch eingeschränkt.

Das Projekt ERNA möchte mithife neuer Technologien dieser besonders vulnerablen Patient:innengruppe mit Kehlkopfteil- oder Vollresektion in der Steiermark ein neues Spektrum an Thereaphiemöglichkeiten bieten und somit ein Stück Lebensqualität zurückgeben. Ziel ist, hochspezifische Therapien im häuslichen Umfeld anzubieten und gleichzeitig auch Patient:innen in der Peripherie zugänglich zu machen. Die Überführung bewährter Therapieinhalte und das Etablieren neuer Formate wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut eHealth der FH JOANNEUM realisiert.

Im Fokus stand die Entwicklung eines Softwaresystems, das Patient:innen die Möglichkeit des Selfmonitoring sowie das Abarbeiten eines individuell gestalteten Therapieplans mit synchronen und asynchronen Therapieanteilen bietet. Asynchrone Anteile ermöglichen mittels Lernvideos, auditiven Aufnahmetools und klassischen logopädischen Übungsbeschreibungen eine verbesserte Trainingssituation, erhöhte Trainingsfrequenz und eine Verbesserung der Eigenwahrnehmung beziehungsweise der Selbstkorrektur. Synchrone Anteile beinhalten Einzel- und/oder Gruppentherapiesitzungen via Videokonferenz − Nutzung von Dritt-Software. Dadurch ist es möglich, kontrolliert neue Therapieinhalte je nach individuellem Lernfortschritt anzubieten und eine hohe Alltagsorientierung zu gewährleisten.

Projektfortschritt

Das Projekt ERNA befindet sich in der finalen Phase. Das heißt, jegliche Hauptfunktionalitäten sind bereits umgesetzt und wurden schon mit einem realen Patient:innen getestet. Inerhalb einer budgetären und zeitlichen Projekterweiterung bis Herbst 2023 sind noch kleine Anpassungen hinsichtlich Komfort, Accessability und Useabilty geplant. Auch die technische Dokumentation wird noch überarbeitet, sodass das System letztlich übergeben werden kann und hoffentlich bald in den Realbetrieb innerhalb der KAGes übergeht.

Um eine möglichtst reibungslose Eingliederung in das dortige Umfeld sicherzustellen, gab es bereits ein erstes Abstimmungsgespräch mit Vertreter:innen der KAGes, der MedUni Graz, dem Gesundheitsfond Steiermark und dem Institut eHealth der FH JOANNEUM.