Dozent Christian Schindler im Interview
Christian Schindler, Dozent an der FH JOANNEUM Kapfenberg, gibt einen Einblick in seine Erfahrungen. (c) Canva

Dozent Christian Schindler im Interview

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In diesem Interview gibt Dozent Christian Schindler einen Einblick in die Arbeit der IT-Studiengänge an der FH JOANNEUM in Kapfenberg. Erfahren Sie mehr über seinen Weg an die FH JOANNEUM, die Lehr- und Forschungsgebiete sowie seine erste Lehrveranstaltung überhaupt.

Wie sind Sie Lehrender an der FH JOANNEUM geworden?

Ich war von 2014 bis 2016 als externer Lektor für den Studiengang „Software Design“, in den Bereichen Software Qualität und Konfigurationsmanagement tätig und dies hat mir großen Spaß gemacht. Daher hab ich die Chance im Herbst 2019 für die ausgeschriebene Stelle ergriffen und mich beworben – was funktioniert hat.

Was waren die Anreize, um an der FH JOANNEUM zu arbeiten?

Zu den Vorteilen der FH JOANNEUM und insbesondere des Institutes Internet-Technologien & -Anwendungen zählen die kleinen Gruppen in den Lehrveranstaltungen, der hohe Praxisanteil sowie die gute Planung der Ressourcen, wie Hörsäle, Seminarräume oder Labore. Durch meine Tätigkeit in einem Studiengang, der berufsbegleitend organisiert ist, hat man zwar mit Studierenden zu tun, die durch ihren Beruf unter Zeitdruck stehen und trotz all dem mit Motivation bei der Sache sind. Ich habe das Gefühl, dass die Lehre an der Fachhochschule ernst genommen wird und einen hohen Stellenwert hat. Das alles ist sehr motivierend.

Was haben Sie vor dem Job als Dozent gemacht? Wie sah Ihr Weg bis an die FH JOANNEUM aus?

Ich war nach meinem Studium etwa 10 Jahre in der Wirtschaft im Bereich Software-Engineering in unterschiedlichen Rollen tätig - als Software Entwickler, Scrum-Master, Product-Owner, Agile-Coach und als Produkt- und Projektmanager. Grundsätzlich waren meine Aufgaben immer interessant und spannend, da ich unterschiedlichen Branchen tätig war – Öffentlichem Verkehr, Telekommunikation, Automotive, Pharma-Bereich und unter anderem in der Produktionslinienoptimierung.
Ab 2014 hat sich dann mein Wunsch verfestigt in die Lehre und Forschung zu gehen und da konnte ich mit der Tätigkeit als externer Lektor an der FH JOANNEUM (2014-2016), Projektmitarbeiter (2015) und als Universitätsassistent am Institut für Softwaretechnologie an der TU-Graz (2016) schon mal vorfühlen.

Wie empfinden Sie die Gemeinschaft am Campus in Kapfenberg?

Nach meiner derzeit 6-monatigen Tätigkeit an der Hochschule kann ich eigentlich nur Gutes berichten. Mir gefällt die unaufgeregte, zuvorkommende und hilfsbereite Art, sowie die sehr große praktische Erfahrung meiner Kolleginnen und Kollegen. Was die Studierende betrifft, habe ich sie als interessiert und engagiert kennen gelernt. Meiner Erfahrung nach haben die Studierenden auch einen guten Zusammenhalt und helfen sich gegenseitig. Ich hoffe, dass mein gutes Gefühl sich bestätigt und auch der Semesterabschluss ein guter wird, trotz der widrigen Umstände und dem Komplettumstieg auf Online-Lehre.

Was sind Ihre aktuellen Lehr- und Forschungsgebiete?

Aktuell befasse ich mich damit den Studierenden die Prinzipien der Softwareentwicklung näher zu bringen speziell die Prinzipien der objektorientierten Programmierung in Java und Design Patterns in Theorie und Praxis.
In der Forschung interessieren mich aktuell Themen im Bereich Open Source Softwareentwicklung, wie so ein selbstorganisiertes Projekt funktioniert und wie es um die Qualität der Software steht. Insbesondere interessiert mich, wie der Beitrag der einzelnen Entwicklerinnen und Entwickler zum Gesamtprojekt aussieht – wer macht was und ob und wie man den Beitrag quantifizieren kann und die Qualität bestimmen kann – generell – was kann man aus den öffentlichen Projekt-Repositories anhand von Metriken herauslesen und analysieren?

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag aufgrund der Homeoffice-Situation geändert?

Grundlegend – es kann zwar manchmal vorteilhaft sein online zu unterrichten, aber es ist einfach etwas mühsamer, egal worum es geht. Der Kommunikationskanal der Körpersprache geht verloren, man kann zwar die Kamera aktivieren, allerdings sieht man auch nur die Gesichter und hat keinen guten Überblick. Interaktion gestaltet sich schwierig, man merkt, dass in Präsenz der Fokus ein anderer ist und man beim Online-Unterricht leichter gedanklich abschweift. Sogenannte Break-out-Räume, für ein vier Augengespräche sind zwar möglich, allerdings umständlicher als ganz einfach während einer Übung leise mit den einzelnen Studierenden ihre Problem zu besprechen - das passiert nun aus Zweckmäßigkeit im Plenum. Online hat aber auch Vorteile – so liegt es manchen Studierenden eher sich zu Wort zu melden, wenn sie „anonym“ den Bildschirm zwischen sich und der Gruppe haben. Natürlich lernen wir alle dazu und es wird von Semester zu Semester besser, allerdings hoffe ich trotzdem, dass die Präsenzlehre bald wieder möglich sein wird, da ich überzeugt bin, dass man den Studierenden dabei mehr mitgeben kann als online.

Was darf Ihrer Meinung bei einem guten Online-Unterricht nicht fehlen?

Gerade wenn Übungen online abgehalten werden, muss man meiner Meinung nach das Hauptaugenmerk auf Interaktion also Beteiligung der Studierenden legen und sie animieren Fragen zu stellen. Sonst bleibt der Wissenstransfer auf der Strecke und es wird hauptsächlich passiv konsumiert und das Nachdenken auf später verschoben – und wir wissen, dass dazu später selten Zeit dazu gefunden wird. Das bedeutet, es sollte immer wieder kleine „Übungen“ geben, wo alleine oder im Team dran gearbeitet wird, die im Anschluss im Plenum mit Beteiligung und Fragen diskutiert werden. Es ist wichtig, dass man sich dazu die Zeit nimmt und nicht nur auf das Abarbeiten des Stoffumfanges achtet - manchmal ist weniger mehr.

Können Sie sich noch an Ihre aller erste Lehreinheit erinnern, wie ist es Ihnen dabei ergangen?

Meine erste Lehreinheit an der FH JOANNEUM seit meiner Anstellung September 2020 war eigentlich recht gut und ist, was ich an Feedback bekommen habe, auch ganz gut angekommen. Ich war jetzt auch nicht sonderlich nervös, da es in der Einführungsvorlesung hauptsächlich darum geht, die organisatorischen Dinge zu besprechen und Interesse am Thema zu wecken.

Meine erste Lehreinheit an der FH JOANNEUM jemals – war 2014 und das war jetzt nicht so ein angenehmer Einstieg – ich war schon sehr nervös. Als externer Lektor hat man beim ersten Mal nicht so ganz die Vorbereitung wie die Kolleginnen und Kollegen. Daher wusste ich nicht ganz was mich erwartet und ich kann mich erinnern, dass ich nur etwas mehr als die Hälfte dessen, was ich mir vorgenommen habe auch durchgebracht habe und es war natürlich auch nicht sonderlich interessant von mir vorgetragen. Dies hat sich aber im Laufe des Semesters gebessert, sodass mich die Studierenden überraschenderweise für den Lehrpreis der FH (Teaching Award 2015) vorgeschlagen haben.

Mein allererster „Lehrauftrag“ war 1989, als ich meine Ferialpraxis in einem Computergeschäft in der Altstadt Kapfenberg machen durfte. Ich hatte einen 2-tägigen Workshop für Kinder und Jugendliche zu konzipieren und abzuhalten. Der Workshop beschäftigte sich damit, wie man den Homecomputer Commodore Amiga handhabt, also wie man ihn über die grafische Benutzeroberfläche und auch über die Shell (CLI) bedient und konfiguriert. Ich war fürchterlich aufgeregt, und ohne didaktisches Konzept - woher auch - war es etwas frustrierend zu sehen, wie schwer es ist sein Wissen zu vermitteln. Meine Ziele waren zu ambitioniert und ich konnte nur einen Bruchteil der Themen behandeln - wir haben dann die Hälfte des zweiten Tages mit Spielen zugebracht - also war es dennoch ein sehr erfolgreicher Workshop.

Was möchten Sie Studierenden mit auf den Weg geben?

Es gibt keine Abkürzungen – das Konsumieren von Informationen ist zwar einfach und bequem und bietet sich gerade online an, aber es ist zu wenig. Um in einem Thema Expertin oder Experte zu werden, die Sachverhalte zu verstehen und Probleme lösen zu können, muss man sich mit der Thematik intensiv auseinandersetzen und kognitive Arbeit leisten um aus den „rohen“ Informationen Wissen und Kompetenz zu generieren.

Glücklicherweise bleibt die Möglichkeit zu Lernen immer bestehen (Lernen hört nie auf), es gibt immer etwas Neues, das es wert ist sich damit intensiv auseinanderzusetzen. Viel Spaß an der FH JOANNEUM!

Mehr zur Person finden Sie hier.

Hinweis:

Sie möchten nun erfahren, wie eine Woche eines Studierenden an der FH JOANNEUM in Kapfenberg aussieht? Dann lesen Sie sich doch den Beitrag von Thomas Strametz durch, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.

Tipp:

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