Wie kann unsere Proteinversorgung durch Insekten nachhaltig gestaltet werden?
Waffeln aus Insektenmehl - eines der Forschungsergebnisse zum Thema. (© FH JOANNEUM / Manfred Terler)

Wie kann unsere Proteinversorgung durch Insekten nachhaltig gestaltet werden?

Eva-Maria Kienzl,

Auf diese Frage suchten unsere Forscherinnen und Forscher schon in vielen kleineren Projekten eine Antwort. Jetzt wird das gesammelte Know-how gebündelt und die Lebensmittel-Wertschöpfungskette – genannt Food Chain – ganzheitlich betrachtet. Im November 2018 startet das fünf Jahre dauernde Projekt.

Mit dem Laden des Videos stimmen Sie der Datenschutzerklärung von YouTube zu.

Play button Video laden

Ökologische Schäden wie steigende CO2-Konzentration, Abholzung von Regenwäldern oder Grundwasserbelastung – das sind schon jetzt die Folgen der Erzeugung von tierischem Protein für unsere Ernährung. Global wird weiterhin mit einem deutlichen Anstieg des Fleisch- und Fischkonsums gerechnet. Damit sich die Situation nicht weiter verschärft, braucht es neue Ideen: Insekten sind eine Überlegung wert.

Theorie #1: Insekten als Lebensmittel
Insektenmehlwaffel oder Mehlwurmeis: Das könnten die Speisen der Zukunft sein. Keinen Gusto? Neben der fehlenden Akzeptanz von Insekten als Nahrungsmittel in Europa gibt es noch einige weitere Hürden, wie die rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Zucht zu klären, bis wir soweit sind, Insekten direkt zu essen. Es hätte allerdings einige Vorteile: Beispielsweise den hohen Proteingehalt oder geringeren Platzverbrauch von Insektenfarmen, die durchaus auch in Hochhäusern untergebracht sein können.

Theorie #2: Insekten als Futtermittel
600.000 Tonnen Sojaschrot importiert Österreich in etwa jährlich. Das kommt Ihnen sehr viel vor, da Sie selten Soja konsumieren? Stimmt, der Großteil des Importguts wird nämlich für die Fleischindustrie als Futtermittel genutzt. Und auch hier ist der Proteingehalt der Grund: Sojabohnen weisen den höchsten unter allen Futtermitteln auf. Daher eignen sie sich in der Zucht von Hühnern, Schweinen oder auch Fischen und erbringen schnelle Fleischzuwächse – Stichwort: Mästung. Die Alternative: Insekten, die als Futter für Tiere eingesetzt werden. So kommt das Protein über Umwege zu uns.

Theorie #3: Inhaltsstoffe der Insekten
Neben der Verfolgung der beiden Theorien gilt es auch, sich die Inhaltstoffe der Insekten genauer anzusehen. Wofür kann man Teile der Insekten verwenden und wie können sie zur Optimierung der Food Chain beitragen?

Im neuen Projekt wird die gesamte Wertschöpfungskette erforscht: startend bei national verfügbaren Stoffströmen, mit denen die Insekten gefüttert werden, über sichere Aufzucht und Vermehrung, Verarbeitung und Produktentwicklung bis hin zu den Konsumierenden. Dazu benötigen wir auch neue Infrastruktur. Produktentwicklungslabors, analytische Labors, Technikum und Werkstatt sind in Planung und werden zum Teil auch schon gebaut. Konkret für das Projekt werden Anlagen zur Zucht und Verarbeitung von Insekten aufgebaut und spezifische Analysegeräte angeschafft.

Das Projekt „Sustainable Protein: Integrierte Insekten Innovationen spi3“ wird im Rahmen der Programmlinie COIN der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG finanziell gefördert. Neben diesem Projekt gibt es noch zwei weitere neue Forschungsvorhaben: Einerseits wird ein Screening-Instrument zur Früherkennung von neurokognitiven Einschränkungen wie Demenz entwickelt, andererseits werden innovative Lösungen zur Nutzung von Big Data und Künstlicher Intelligenz erarbeitet. Auch zu diesen Themen gibt es in Kürze einen Blogbeitrag.

Tipp:

Weitere Informationen dazu gibt es in einer Presseaussendung zum Thema.