Wöchentlicher Börsenbrief von Josef Obergantschnig 1
(c) FH JOANNEUM / Marion Luttenberger

Wöchentlicher Börsenbrief #35

Josef Obergantschnig,

Im wöchentlichen Börsenbrief von Josef Obergantschnig, Fachhochschullektor an der FH JOANNEUM und Gründer von ecobono, gibt es das Börsengeschehen pünktlich zum Start in das Wochenende aus erfrischend neuen Blickwinkeln.

Geschenke unter dem Christbaum und ein Blick auf den Kurszettel

Weihnachten steht unmittelbar vor der Tür. Heute gönne ich mir ein paar Kekse zu meinem morgendlichen Espresso. Während ich durch die aktuellen Nachrichten scrolle, springt mir der Name Playmobil ins Auge. Meine Kinder haben das geliebt, und nicht selten war ein Päckchen der deutschen Spielwarenmarke unter dem Christbaum zu finden. Das Unternehmen wurde 1974 gegründet und feiert damit im kommenden Jahr seinen 50. Geburtstag. Der Gründer Hans Beck gilt als Erfinder und Vater der Playmobil-Figuren. Diese Woche hat das Unternehmen verlautbart, erstmals in seiner Unternehmensgeschichte einen Verlust gemacht zu haben. Bereits Anfang Oktober kündigte das Unternehmen an, etwas mehr als 15% seiner rund 4.000 Mitarbeitenden abzubauen. Playmobil kämpft mit den veränderten Spielgewohnheiten der Kinder und dem Vormarsch digitaler Konkurrenzprodukte. Ich bin gespannt, ob für meine kleinen Neffen und Nichten in einigen Jahren ein Playmobil-Päckchen die Augen zum Leuchten bringen wird.

Werfen wir einen Blick auf die Aktienmärkte, die eine beachtliche Jahresend-Rallye auf das Börsenparkett gelegt haben. So notiert der Dow-Jones-Index auf einem Allzeithoch. Dies hat Goldman Sachs dazu veranlasst, die erst vor wenigen Wochen veröffentlichten Ziele noch einmal deutlich anzuheben. Grund dafür ist neben der starken Performance der Aktienmärkte auch die amerikanische Notenbank, die aufgrund der rückläufigen Inflation 2024 mit Zinssenkungen die Märkte wieder unterstützen könnte. Ähnlich sehen es auch andere Wall-Street-Finanzinstitute wie z. B. die Bank of America oder Oppenheimer Asset Management.

Spannend finde ich auch den „Erwartungs-Gap“ zwischen Investorinnen und Finanzexpertinnen. Seit 1928 konnte der breite amerikanische S&P 500-Index einen Ertrag von 11,5% pro Jahr erwirtschaften. Wenn wir die aktuelle Erwartungshaltung heranziehen, sind deutliche Unterschiede zu beobachten. Während US-Finanzexpertinnen einen Ertrag von 7% prognostizieren, sind Investorinnen deutlich optimistischer gestimmt. Mit einer Ertragserwartung von durchschnittlich 15,6% liegt man mehr als doppelt so hoch. Es würde mich mit Blickrichtung 2024 freuen, wenn die Wahrheit in der Mitte läge. Dann könnten wir in einem Jahr auf ein erfolgreiches Börsenjahr 2024 zurückblicken.

Kommen wir noch einmal zum Dow Jones Index, der für mich persönlich Börsengeschichte pur bedeutet. Erstmals wurde der von Charles Dow und Edward Jones entwickelte Index am 26. Mai 1896 publiziert. Der Index umfasst die größten 30 börsennotierten Unternehmen der USA und wurde ursprünglich mit dem Zweck entwickelt, die Leistung der amerikanischen Industrie widerzuspiegeln. Und das stellte sich als alles andere als einfach heraus. Die Gründerväter Charles und Edward stritten sich heftig darüber, welche Unternehmen im Index aufgenommen werden sollten, da die Frage der besten Repräsentanten der US-Wirtschaft nicht so einfach zu beantworten ist. Stellen Sie sich in einem Gedankenexperiment einmal vor, was die Börsianer*innen anno 1896 zu dieser innovativen Idee einer Indexberechnung gesagt haben. Es würde mich nicht wundern, wenn die Abneigung groß und die Kritik vernichtend war. Charles Dow verstarb bereits 51-jährig im Jahr 1902 und hat den Aufstieg seines Index nur in den ersten Zügen miterlebt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich heute ins Fäustchen lachen würde, wenn er seinen Namen noch 122 Jahre nach seinem Ableben auf den Kurslisten wiederfinden würde.

Auch Anleihen-Investor*innen können auf erfolgreiche Wochen zurückblicken. Die Renditen rund um den Globus sind wieder deutlich zurückgegangen. Das führt zu Kursgewinnen, aber auch zu einer rückläufigen Ertragserwartung für 2024. 10-jährige US-Treasury-Bonds, die volumenmäßig mehr als ein Drittel der globalen Staatsanleihen repräsentieren, notieren wieder unter 4%. Vor rund zwei Monaten lag die Rendite noch bei über 5%. Positiv ist aber, dass wir trotz der jüngsten Entwicklungen im Vergleich zu den letzten Jahren immer noch ansehnliche Zinsen haben.

Seit knapp vier Jahren schreibe ich nun Woche für Woche diese Kolumne. Nachdem das meine letzte Kolumne im heurigen Jahr ist, möchte ich auch die Gelegenheit wahrnehmen, mich bei Ihnen, liebe Leser*innen, für Ihre Treue und die positiven Rückmeldungen zu bedanken. Von Herzen wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben frohe Weihnachten, ein paar entspannte Tage und alles Gute für 2024! Und natürlich auch ein glückliches Händchen bei den Investments :-)