Wöchentlicher Börsenbrief von Dr. Josef Obergantschnig 1
Foto: FH JOANNEUM

Wöchentlicher Börsenbrief #8

Dr. Josef Obergantschnig,

Im wöchentlichen Börsenbrief von Josef Obergantschnig, Fachhochschullektor an der FH JOANNEUM und Gründer von ecobono, gibt es das Börsengeschehen pünktlich zum Start in das Wochenende aus erfrischend neuen Blickwinkeln.

Urlaubsort und Kryptowährung!

Im Wonnemonat Mai häufen sich die Feiertage. Mit den steigenden Temperaturen stellt sich für viele von uns auch die Frage, wohin es in wenigen Wochen in den Sommerurlaub gehen wird. Als wir das letzte Mal mit unseren Kindern am Meer waren, war das Problem des Plastikmülls unübersehbar. Laut düsteren Prognosen gibt es 2050 bereits mehr Plastik als Fische in den Weltmeeren. Im Bereich der nachhaltigen Geldveranlagung wird dieses Problem immer häufiger thematisiert. Laut Einschätzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) kann die Menge des weltweiten Plastikmülls bis 2040 um 80% reduziert werden. Ziel ist es, noch heuer ein globales Abkommen zur Verringerung von Plastikmüll zu erreichen. Passend dazu gibt es in zwei Wochen ein Treffen in Paris. Genau in jener Stadt, in der schon das Pariser Klimaabkommen im Jahr 2015 von fast allen Ländern der Welt unterfertigt wurde. Das Übereinkommen hat das Hauptziel definiert, den globalen Temperaturanstieg deutlich unter 2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau zu halten. Und genau dieses Abkommen wiederum ist ein wesentlicher Bestandteil des EU Aktionsplans, der die Finanzströme in eine nachhaltige Richtung lenken möchte. Von dieser Regulatorik sind z.B. Banken, Versicherungen und andere Investoren betroffen.

Kommen wir nun zum Aktienmarkt. Das Trendthema an den Weltbörsen bleibt Künstliche Intelligenz. Der Chiphersteller NVIDIA zählt zu den großen Profiteuren der Investitionen in dem KI-Bereich. Das Unternehmen ist mittlerweile mit rund 750 Milliarden US-Dollar bewertet und ist der unumstrittene Best-Performer der amerikanischen Leitbörse S&P 500. Allein im heurigen Jahr konnte sich der Aktienkurs nahezu verdoppeln. Das zaubert allen Aktionären ein Lächeln auf die Lippen. NVIDIA CEO Jensen Huangs Vermögen beläuft sich auf 27,3 Milliarden US-Dollar. Laut dem Bloomberg Billionärs Index ist er damit der größte Gewinner unter den Tech-Millionären. Damit rangiert er bereits auf Platz 49 der Liste der reichsten Personen der Welt. Im Oktober 2022 – also vor etwas mehr als einem halben Jahr – betrug Huangs geschätztes Vermögen „lediglich“ 11 Milliarden US-Dollar. Mich würde es nicht überraschen, wenn Huang im Laufe des heurigen Jahres noch einige Plätze im Bloomberg Billionärs Index nach oben klettert.

Viele Finanzmarktakteur:innen haben auch Kryptowährungen im Fokus. Neben der „Leitwährung“ Bitcoin, die nach den herben Verlusten im Vorjahr 2023 deutlich zulegen konnte, gibt es noch eine Vielzahl an anderen Kryptowährungen. Seit dem ersten Krypto-Boom 2011 sind zehntausende Kryptowährungen an den Start gegangen. Einige davon waren sehr erfolgreich, andere nicht. Wie viele werden wohl auf Dauer überleben?

Bei meiner morgendlichen Recherche stoße ich auf eine Analyse von CoinKickoff, in der die „Death Rate“ der Währungen dargestellt wird. Die größte Sterblichkeit weist das Jahr 2014 auf. Von den damals 793 aufgelegten Coins haben 76,5% nicht überlebt. Mehr als 50% aller bis 2017 aufgelegten Kryptowährungen existieren heute nicht mehr. Ich persönlich denke, dass die dahinterliegende Technologie durchaus Zukunftspotenzial hat. Nichts desto trotz führt mir diese Analyse eindrucksvoll vor Augen, welche Risiken hier schlummern und welche Bedeutung hier der Titelselektion zukommt.

Für mich persönlich heißt es, den Familienurlaub zu planen. Die Wahl des Urlaubsortes ist für uns wahrscheinlich genauso wichtig wie die Coin-Wahl eines Kryptoinvestors :)