Agilität im intergerierten Managementsystem 1
„Produktionstechnik und Organisation“ ist ein Studium mit Zukunft. Foto: FH JOANNEUM / Stefan Leitner

Agilität im integrierten Managementsystem

Michael Rothschädl,

Agiles Projektmanagement, die Agilität innerhalb einer Organisation – und eben auch die Agilität im Management: Viele Unternehmen avancierten in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu den großen Innovationstreibern. Nicht nur im Bereich der Technologie, sondern auch in puncto Projektmanagement und der Abwicklung interner Prozesse entstanden insbesondere innerhalb der IT-Branche einige Systematiken, die heute bis weit über den Sektor hinaus Anklang finden.

Agilität und agiles Denken in allen Bereichen sieht Isabel Kastl, Dozentin am dualen Studiengang „Produktionstechnik und Organisation“ an der FH JOANNEUM, für das Thema integriertes Management als einen der ganz zentralen Trends innerhalb ihres Fachgebiets.

Unternehmen bewegen sich zunehmend weg von den klassischen Strategien und hin zu selbstorganisierten und selbstbestimmten Teams, die zusammenarbeiten, um effizient und effektiv die Kundinnen- und Kundenanforderungen zu erfüllen.

Isabel Kastl

Die Vorteile liegen auf der Hand: Entscheidungswege ließen sich so drastisch verkürzen, die schnelle Anpassung an Veränderungen im Markt wäre so deutlich leichter möglich. Kurz: Das Unternehmen geht in einen Change-Prozess, es wird in seinen Strukturen, Prozessen sowie Tools flexibler und agiert agil.

Isabel Kastl lehrt am Institut Angewandte Produktionswissenschaften.
Foto: FH JOANNEUM
Isabel Kastl lehrt am Institut Angewandte Produktionswissenschaften.
Bewegung im normativen, integrierten Managementsystem?

Ja, denn um diesen Wandel in der eigenen Organisation zu schaffen, so Kastl, müsse das gesamte Unternehmen den Change-Prozess mittragen und sich verändern. Im Managementsystem lässt sich laut Kastl die Agilität bereits in einer sehr frühen Phase integrieren. Sie selbst habe in ihren Beratungstätigkeiten in diesem Zusammenhang die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. Konservative, streng hierarchisch strukturierte und geführte Unternehmen tun sich mit dem agilen Konzept in der Regel sehr schwer. Unternehmen, die erkannt haben, dass sie ohne Veränderung in einigen Jahren nicht mehr existieren, agieren unternehmerisch weitaus vorausschauender, weitaus offener. Kastl sagt dazu: „Ein Kunde von mir lebt die Agilität in seinem Unternehmen in allen Bereichen und ist so in der Lage, schnell und flexibel auf Änderungen, Erwartungen und Erfordernisse von Kundinnen und Kunden sowie anderen interessierten Parteien zu reagieren, sicher in seiner Planung zu sein, das integrierte Managementsystem trotz Norm agil zu gestalten und den Umsatz massiv zu steigern.“

Unter Berücksichtigung von Strategie, Kultur, Struktur, Prozessen, Führung und Personal ist eine agile Organisationsentwicklung im integrierten Managementsystem auf allen Ebenen (normativ, strategisch und operativ) möglich.

Isabel Kastl

Beim Aufbau und der Einführung von Managementsystemen kann man bereits agile Methoden anwenden. Damit spielt Kastl insbesondere auf den bekannten Plan-Do-Check-Act-Zyklus von Deming an, welcher Unternehmen weg vom starren System und hin zu einer agilen Organisation unterstützt. Nach einer Bestimmung des Standorts werden agile Ziele in Etappen definiert, die Maßnahmen zur Zielerreichung agil in Sprints umgesetzt, danach die Zielerreichung gemessen und auf Basis des (wirksamen) Ergebnisses hin die weitere Vorgehensweise definiert (Daily, Retrospektive).

Was kommt nach der oder zusätzlich zur Agilität?

Immer mehr Unternehmen, so Kastl, haben sich in den letzten Monaten und Jahren Richtung Agilität hin orientiert. Eine Entwicklung, die nun aufgrund von COVID-19 auch noch zusätzlich beschleunigt wurde. „Hier hat man recht deutlich gesehen, wie wichtig eine schnelle Anpassungsfähigkeit und Flexibilität im derzeitigen Unternehmenskontext sind“, erklärt Kastl. „Ich bin der Überzeugung, dass Unternehmen, die nicht proaktiv agil denken, lenken und agieren, recht bald an ihre Grenzen stoßen.“

Immer mehr Unternehmen orientieren sich mittlerweile in Richtung Agilität.
Foto: FH JOANNEUM / Stefan Leitner
Immer mehr Unternehmen orientieren sich mittlerweile in Richtung Agilität.

Derzeit sind wir noch in den Anfängen unserer Forschung und beobachten genau, was Unternehmen weltweit tun, um nachhaltig, innovativ und agil zu bleiben sowie sich weiterzuentwickeln. Ein ganzheitlicher, systemischer Ansatz mit Zukunftspotential ist mit ziemlicher Sicherheit der einzuschlagende Weg für Unternehmen, die dauerhaft erfolgreich bleiben wollen.

Isabel Kastl

Die Dozentin an der FH JOANNEUM ist davon überzeugt, dass auch Agilität nicht der Weisheit letzter Schluss ist. „Nachhaltigkeit, Innovation und Agilität waren und sind die Schlagwörter für Unternehmen, die die Nase vorne haben – weltweit. Ich behaupte, dass sich Unternehmen HEUTE für die Post-Krisenzeit überlegen müssen, was nach der Agilität kommt“, erklärt Kastl, die sich am Institut für Angewandte Produktionswissenschaften mit genau dieser Frage beschäftigt.

Michael Rothschädl studiert „Journalismus und Public Relations (PR)“ und sprach mit Isabel Kastl, Dozentin am Institut Angewandte Produktionswissenschaften.