Architektur und BIM
DI Jürgen Walluschnig, BSc (Foto: MARIJA KANIZAJ photography)

Architektur und Building Information Modeling #01

Architekt DI Wolfgang Schmied,

Jürgen Walluschnig, Absolvent des Masterstudiengangs „Architektur“, arbeitet seit 2019 als BIM Coordinator bei STRABAG SE in Klagenfurt. Anlässlich des neuen Curriculums haben wir ihn zum Interview gebeten.

Das neue Curriculum des Masterstudiengangs „Architektur“ der FH JOANNEUM setzt sich mit generalistischen und nachhaltigen Architekturthemen auseinander, die unter anderem im Schwerpunkt „Building Information Modeling“ vertieft werden können.

Building Information Modeling (BIM) bedeutet die Simulation der Planungswirklichkeit im digitalen dreidimensionalen Bauwerksmodel. Diese Arbeitsmethodik ist in der Wirtschaft stark nachgefragt und ist sowohl in den Pflicht-, als auch in den Wahlpflichtfächern des neuen Curriculums zu finden.

Wie wichtig/wesentlich sehen Sie in den nächsten Jahren die BIM Thematik am Arbeitsplatz?
Jürgen Walluschnig: Man wird um die Thematik nicht mehr herumkommen. Die großen Konzerne wie ASFINAG, ÖBB, BIG, etc. erstellen mittlerweile schon BIM basierte Ausschreibungen. In Zukunft werden behördliche Genehmigungsverfahren mittels BIM Modellen abgewickelt. Immer öfter wird ein BIM Modell von Seiten des Auftraggebers gefordert. Ich sehe da einen Wandel, der nicht mehr aufzuhalten ist. Unternehmen, die wettbewerbsfähig bleiben wollen, werden auf den Zug aufspringen müssen, sonst wird es immer schwieriger werden Aufträge zu bekommen.

Wird BIM die zweidimensionale Arbeitswelt verdrängen?
Jürgen Walluschnig: Nein, überhaupt nicht, das eine schließt das andere ja nicht aus. Eine Handskizze kann, wenn sie den Anforderungen der BIM Ö-Norm entspricht, ebenso BIM sein wie ein 3D Modell. In den Planungsbüros wird die Detailplanung fast ausschließlich in 2D ausgeführt, da es aus zeitlicher Sicht unmöglich ist Details in 3D zu modellieren. Auch die schnelle Handskizze ist weiterhin ein wichtiges Instrument, um etwas umgehend auf den Punkt zu bringen, sowohl im Büro als auch auf der Baustelle.

Was sind die Schwierigkeiten beim Planen und Arbeiten mit der BIM Technologie?
Jürgen Walluschnig: Eine riesige Problematik sind die Schnittstellen zwischen den IT-Programmen. Das Problem ist, dass „Open BIM“ nur sehr eingeschränkt funktioniert. Die IFC Schnittstelle zwischen den Programmen bildet nur den kleinsten gemeinsamen Nenner, dies ist aus derzeitiger Sicht nicht ausreichend um „Open BIM“ sinnvoll nutzen zu können. In diesem Bereich wird es in Zukunft noch bessere Lösungen geben müssen.

Was ist Ihr konkreter Arbeitsbereich in der BIM Planung?
Jürgen Walluschnig: Die Arbeitsbereiche reichen von der Erstellung von Angeboten anhand der 3D Mengenmodelle, über Erstellung von 3D-Bauzeitplänen und Bauablaufplänen, bis hin zu Baustellenüberwachung und Controlling anhand der erstellten BIM Modelle. Außerdem werden noch BIM Modelle für die behördliche Einreichplanung erstellt. Diese werden dann gleich weiterverwendet für Mengenberechnungen und Angebotskalkulationen.

Was sind wichtige Kompetenzen, die man für Tätigkeiten im BIM Bereich mitbringen muss?
Jürgen Walluschnig: Einerseits ist ein bautechnisches Grundwissen wichtig, um ein Gebäudemodell technisch richtig aufzubauen. BIM Modelle für die Mengenkalkulation sind nämlich erst dann gut, wenn sie so modelliert werden, wie sie dann auch gebaut werden. Anderseits ist ein gutes IT Wissen wichtig. Es geht teilweise so weit, dass man sich mit Programmiersprachen auseinandersetzen muss, um zum gewünschten Ziel zu kommen.

Der Masterstudiengang „Architektur“ an der FH JOANNEUM bietet ab dem Wintersemester 2021/22 BIM als Teil der Ausbildung an – wie wichtig würden sie dieses Ausbildungstool einschätzen?
Jürgen Walluschnig: Ich finde es sehr wichtig, dass auch die Ausbildungsstätten auf diesen Zug aufspringen. Seitens der Unternehmen wird erwartet, dass sich die Absolventinnen und Absolventen mit dieser Thematik gut auskennen. Die Erwartungshaltung ist meiner Meinung nach schon sehr hoch. Außerdem werden zu dieser Thematik immer wieder Begrifflichkeiten verwechselt und das führt oft zu Missverständnissen; so wird BIM oft fälschlicherweise mit 3D gleichgesetzt, was aber keineswegs der Fall ist. Gerade deshalb ist eine gute Ausbildung zu diesem Thema sehr wichtig.

Jürgen Walluschnig

Der Absolvent des Masterstudiengangs „Architektur“ arbeitet im Unternehmen STRABAG SE in Klagenfurt als BIM Coordinator und ist dort für die Erstellung und Koordination von BIM Modellen oder der Überwachung und Steuerung des Baufortschritts anhand von BIM zuständig.

Weitere Informationen zu Jürgen Walluschnig sind auf seiner Porträtseite zu finden.

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